Kennt ihr das, wenn man als Kind voller Vorfreude und noch größerer Ungeduld auf ein schönes Ereignis hingefiebert hat – den eigenen Geburtstag, Weihnachten, einen Ausflug? Die Zeit konnte gar nicht schnell genug vergehen und schien gleichzeitig stehen zu bleiben. Man war aufgeregt, weil man nicht genau wusste, was einen erwartet.

Ich bin auch heute noch kein besonders geduldiger Mensch. Das Wort „Geduld“ existiert in meinem Wortschatz eher als „Ge…was?“ und Warten ist nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Ich plane Reisen detailliert durch, um nicht eine unnötige Minute auf den Bus/Zug/Flug warten zu müssen – das heißt, entweder fahre ich auf die letzte Sekunde los oder ich nutze die nicht zu vermeidende Wartezeit sinnvoll. Warten auf eine Entscheidung von anderen, untätig herumsitzen, bis etwas passiert, und Tee trinken? Nein danke, nicht mit mir (obwohl gegen einen gut zubereiteten Tee wahrlich nichts einzuwenden ist). Aber auf die dazugehörige Unsicherheit und Ungewissheit verzichte ich ebenfalls gern.
In letzter Zeit stehe ich in diesem Punkt allerdings vor einer echten Herausforderung, die mich dazu zwingt, das Wort G-E-D-U-L-D endlich mal buchstabieren zu lernen und neu zu verstehen, was es bedeutet. Es stehen einige Entscheidungen an, die – je nachdem – größere Veränderungen mit sich bringen könnten. Aber ich habe alles getan, was ich zu diesen Entscheidungen beitragen kann und nun liegt alles weitere nicht mehr in meiner Hand. Nun kann ich nur warten, hoffen und beten, dass alles gut wird.
Doch ich merke, es gibt auch etwas Positives, denn das ist der Punkt, an dem Gott mich gerade verändert. Glücklicherweise sind wir Menschen ja lernfähig und veränderbar und nicht dazu bestimmt, unser ganzes Leben lang starr so zu bleiben, wie wir sind. Unser Schöpfer und Bildhauer möchte immer wieder an und in uns arbeiten, uns immer mehr zu den Menschen formen, die wir in seinen Augen sein können, nach seinem Ebenbild. Doch dazu müssen wir ihn auch an uns arbeiten lassen. Und genau hier und jetzt, wenn es um Geduld, Vertrauen, Hoffnung und Glaube geht, verändert mich Gott und arbeitet an mir. Ich vertraue, dass sich alles zur richtigen Zeit fügen wird. Ich werde immer offener, diese Veränderungen auch zuzulassen und so hoffe ich, dass sich mein Gebet bald wandelt: Statt „Schenk mir Geduld, aber zackig!“ heißt es dann „Danke, dass du mir Geduld schenkst, lass uns abwarten und Tee trinken“.
Lesetipps aus der Bibel:
Wer geduldig ist, der ist weise; wer aber ungeduldig ist, offenbart seine Torheit. (Sprüche 14,29, nach Luther)
Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte gewinnt. (Sprüche 16,32, nach Luther)
Vertraue auf den Herrn! Sei mutig und tapfer und hoffe geduldig auf den Herrn! (Psalm 27,14, nach Neues Leben Übersetzung)
Freut euch auf alles, was Gott für euch bereithält. Seid geduldig, wenn ihr schwere Zeiten durchmacht, und hört niemals auf zu beten.(Römer 12,12, nach Neues Leben Übersetzung)
Da Gott euch erwählt hat, zu seinen Heiligen und Geliebten zu gehören, seid voll Mitleid und Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftheit und Geduld. (Kolosser 3,12, nach Neues Leben Übersetzung)
Und ihr sollt wissen, liebe Freunde, dass ein Tag für den Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag. (2. Petrus 3,8, nach Neues Leben Übersetzung)