Die Qual der Wahl…

Neulich war ich im Supermarkt und wollte Toastbrot kaufen. Also zielstrebig hin zum Brotregal, die einzig vorhandene Sorte gegriffen, zufrieden damit gewesen, bezahlt, fertig… schön wärs! Das mit dem „zielstrebig zum Brotregal“ klappte noch einigermaßen aber danach wurde es schon etwas komplizierter, denn statt 1 oder 2 Sorten Toastbrot lagen gefühlte 50 vor mir. Weizen-, Roggen-, Mischbrot, günstig, teuer, viele Scheiben, wenig Scheiben, viereckig, dreieckig… kurzum, ich fühlte mich schon vom Kauf einer simplen Sache wie Toastbrot völlig überfordert.

Das brachte mich zum Nachdenken über all die vielen Möglichkeiten in meinem Leben. Ich habe seit einigen Wochen meinen Studienabschluss in der Tasche – nun steht mir die Welt offen! Oder auch nicht, denn dazu muss ich mich erstmal entscheiden, wohin es nun gehen soll.
Nun ist die berühmte „Qual der Wahl“ kein unbekanntes, unbeschriebenes Problem der Mittzwanziger Generation, schon ganze Bücher wurden damit gefüllt. Trotzdem fand ich heute einen Spruch, der mich das Thema nun doch mal hier im Blog aufgreifen ließ:

24 Alter

Zwar kenne ich weder Nato-Mitarbeiter noch Rapper, doch seit letztem Jahr gibt es – inklusive mir – viele verheiratete Menschen in meinem Freundeskreis. Außerdem wären da unter anderem Finanzamt-Anwärterinnen, Lehrer, werdende Mütter, Studentinnen beim Schreiben der Abschlussarbeit, Chemiker im Ausland, chronische Studiengangswechsler etc. – eine bunte Mischung. Und alle ungefähr 24 +/- ein paar Jahre.

Ich muss gestehen, manchmal überfordert mich die vielfältige Auswahl des Lebens und seiner Wege. Ich habe mich vor meinem Studium dauernd gefragt, ob ich die richtige Wahl treffe, währenddessen ebenfalls und auch heute noch, nach meinem Abschluss, bin ich mir nicht sicher, ob ein anderer Job nicht noch besser für mich gewesen wäre. Viele Menschen streben nach Perfektion, nach Optimierung, nach dem Idealfall. Das führt dazu, dass es nie gut genug ist, dass es immer einen besseren Weg, eine perfektere Option gegeben hätte – chronische Unzufriedenheit als Krankheit einer ganzen Generation?!

Ich kenne das selbst nur allzu gut. Ob im Supermarkt, früh beim Blick in meinen Kleiderschrank oder beim Betrachten meines bisherigen und zukünftigen Lebenswegs: immer gäbe es die Möglichkeit für „hätte ich nicht besser…?“ und „was wäre wenn…?“.
Ich hab mir vorgenommen mein Denken diesbezüglich Stück für Stück zu verändern. Das heißt nicht, dass ich ab sofort mit allem zufrieden bin und keine Veränderung mehr möchte. Aber ich möchte aufhören, ständig alles zu hinterfragen und dauerhaft nach Perfektion zu streben. Vielmehr möchte ich glauben, dass es gut so ist, wie es gerade ist und dass ich zufrieden sein kann mit dem, was ich gerade habe. Im Glauben daran, dass Gott mich genau in diese Situation gestellt hat und mir schon mitteilen wird, wenn sich daran etwas ändern soll.

Ich sage das nicht etwa wegen der Entbehrungen, die ich zu ertragen hatte; denn ich habe gelernt, in jeder Lebenslage zufrieden zu sein. (…) Nichts ist mir unmöglich, weil der, der bei mir ist, mich stark macht.  (Philipper 4, 11;13)

Das Leben bietet mir scheinbar unendliche Möglichkeiten und ich bin gesegnet, mir ein paar davon auswählen zu können. Es gibt viele Antworten auf die Frage, wie die Mittzwanziger Generation mit all ihrem Überfluss an Möglichkeiten umgehen soll. (Meine Großeltern würden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen wenn sie lesen, dass zuviel Auswahl für manche ein Problem darstellen kann).

Ich möchte darauf vertrauen, dass es vielleicht mehrere gute Wege gibt und dass mein Gott jeden einzelnen Schritt auf jedem dieser Weg schon kennt und mit mir geht.

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege. (Psalm 119,105)

Dann ist die Qual der Wahl vielleicht gar nicht mehr so quälend.

Übrigens: im Supermarkt retteten mich dann der Blick auf und der gezielte Griff zu eine(r) meiner Lieblingsmarken – manchmal ist der Mensch eben ein Gewohnheitstier und doch zufrieden mit dem, was er hat.