Heute hatte ich eine sehr interessante Supervision, deren Erkenntnisse ich kurz mit euch teilen möchte. Wer das Wort nicht kennt: Supervision ist eine Beratung im professionellen Kontext, meist für Menschen, die mit Menschen arbeiten.
Höre ich auf andere oder auf mich?
Mir persönlich fällt es sowohl im beruflichen als auch privaten Kontext oft schwer, mich von anderen abzugrenzen, „Nein“ zu sagen oder eine vermeintlich negative Rückmeldung zu geben.
Ich weiß, dass dies zum Einen durch meine Biografie bedingt ist. Zum Anderen jedoch durch meine „inneren Antreiber“. Das sind innere Überzeugungen und Einstellungen, die jeder im Laufe seines Lebens (z.B. durch Erziehung und Erfahrung) erworben hat und die uns mehr oder weniger bewusst prägen und unser Handeln bestimmen.
Bei meinem Problem spielt vor allem „Sei beliebt!“ eine Rolle oder „Mach’s allen Recht“, wie ich es nenne. Das Gegenteil wäre „Denk nur an dich selbst“. Der Pol, auf dem ich mich am Ende der Supervision befand, lautete „Ich darf auf meinen Bauch und mein Herz vertrauen“ und lag zwischen den beiden Extremen.
Woran verankere ich meinen Selbstwert?
Im Nachhinein habe ich mir noch ein wenig Gedanken gemacht, warum es mir – und vielleicht geht es dir ja ähnlich – eigentlich so wichtig ist, dass andere (oder alle?) mich mögen. Natürlich ist der Mensch ein soziales Wesen und braucht andere Menschen. Aber ich glaube, es hat auch viel mit Selbstbewusstsein oder Selbstwert zu tun. Wenn ich mein Selbstwertgefühl davon abhängig mache, was andere von mir halten, steht das Ganze auf sehr wackeligen Beinen. Denn was passiert, wenn mich plötzlich jemand nicht mehr mag? Mich ablehnt? Oder mal sauer auf mich ist? – Nicht gut für mein Selbstwertgefühl. Und wenn mein Selbstwert von der Meinung anderer abhängt, fällt es mir eventuell schwerer, mich abzugrenzen oder anderen Negatives rückzumelden, denn dadurch ist ja mein Selbstwert potenziell in Gefahr. Dann lieber immer brav „Ja und Amen“ sagen? – Das kann auch nicht die Lösung sein!
Wenn aber andere Menschen nicht zwangsläufig immer in meinem Leben sind – an wem oder was kann ich meinen Selbstwert festmachen, damit dieser stabil bleibt? Meine persönliche Leistung kann schwanken, keine Arbeitsstelle ist heutzutage mehr 100% sicher…
Und obwohl mir mein „Mach’s allen Recht“-Antreiber oft reinredet, habe ich meinen stabilen Selbstwertanker bereits gefunden: Jesus. Bei ihm kann ich mich freuen und ihm danken, aber auch trauern, zweifeln, kritisch hinterfragen oder (an-)klagen. Er hält all dies aus und liebt mich dennoch immer gleich. Ich weiß, dass er mich nicht verlassen wird. In Gottes Augen bin ich von ihm geschaffen und perfekt. Das ist so wunderbar, dass ich es wahrscheinlich nie vollkommen begreifen werde!
Gott sei Dank wird mein Selbstwert unabhängig von der Meinung anderer Menschen über mich. Ich werde versuchen, mich daran zu erinnern, wenn ich mich das nächste Mal abgrenzen, „Nein“ sagen oder etwas Negatives rückmelden muss.
Ich musste bei Deinem Text gleich an das Buch „The real me“ von Manning/ Hancock denken. Empfehlenswert. Kennst du es?
Hallo Franziska, danke für deinen Kommentar. Das Buch kenne ich leider nicht, werds mir aber mal anschauen. Danke für den Tipp 🙂
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