In unseren Flitterwochen war ich das erste (und vielleicht letzte?) Mal in meinem Leben in einem Casino. Schon länger wollte ich das mal ausprobieren, denn wie einige vielleicht wissen, arbeite ich ab und an auch mit Menschen zusammen, die spielsüchtiges Verhalten zeigen. Nun ergab sich auf dem Kreuzfahrtschiff die Gelegenheit, die Prinzipien dahinter am eigenen Leib zu erleben.
Im Vorfeld hatten mein Mann und ich uns ein finanzielles Limit gesetzt, dass wir nicht überschreiten wollten. Gar nicht so einfach, denn statt mit Bargeld zahlt man auf dem Schiff einfach mit seiner Bordkarte – sehr verlockend, wenn man gar nicht merkt, wie das Geld verschwindet. Gemein.
Ebenso gemein war der Spielautomat, den wir uns ausgesucht hatten: nicht nur, dass hier mehrmals 900€ in dicken Bündeln hinter der Glasscheibe direkt vor meiner Nase hingen. Nein, das Spiel suggerierte auch noch, dass man die begehrten Scheine nicht mit Glück sondern mit Können bekommen kann. Dabei musste man eine Art Schlüssel nach links/rechts und oben/unten bewegen. Ließ man los, stoppte der Schlüssel und fuhr in Richtung Geld – dann musste er „nur“ noch durch die Öffnung vor dem Geld passen und *bums* 900€ sind meine. Klingt super einfach, ist aber scheinbar unmögliche Millimeterarbeit. 10 Versuche haben uns zumindest keinen Millimeter näher an das Geld gebracht. Einige Menschen vor uns schienen den Trick rauszuhaben – das zumindest suggerierten die freien Plätze, wo scheinbar schon Scheinchen gepurzelt waren. Aber es ist ja ein Leichtes, diese vor Inbetriebnahme des Automaten gar nicht erst reinzuhängen…
Ich war jedenfalls extrem überrascht, was die Versuche am Automaten in mir für Prozesse auslösten: In meinem Kopf war ständig der Gedanke „Ich schaff das, beim nächsten Versuch klappt es bestimmt!“ Ging es wieder daneben: „So ein Mist, wieso kann ich das nicht, ich bin so schlecht.“ Die um mich stehenden Zuschauer heizten meinen Ehrgeiz nur noch mehr an. Mein Adrenalinspiegel stieg merklich, ich fing an zu schwitzen, mein Herz raste – mein Körper schrie auch nach Erreichen des festgesetzten Limits nach mehr. Schließlich hingen die 900€ immer noch direkt vor meiner Nase…
Am Ende musste mein Mann mir eine ziemlich klare Ansage machen, um mich aus dem Casino zu bekommen und ich brauchte erstmal ein paar Minuten in der „stillen Kabine“. Das hätte ich wirklich nicht gedacht, dass ich so schnell so extrem reagiere – meine Kunden kann ich jetzt definitiv ein wenig besser verstehen. Am Ende war ich sogar irgendwie froh, dass ich die 900€ nicht gewonnen habe. Denn wer weiß, wieviel Prozent davon ich wieder in neue Spielrunden investiert hätte?!
😀 Das erinnert mich daran, dass M. mit mir mal auf den Jahrmarkt gegangen ist und wir x mal versucht haben, mit so einer Schneidemaschine (Glücksspiel) ein Handy zu bekommen … und später noch Minions zu ergreifen. Furchtbar 😀 Wir wollten auch gar nicht mehr aufhören, das war mega ärgerlich.
Hihi, klingt ähnlich. Wirklich Wahnsinn, was das mit einem machen kann
Comments are closed.